Darmgesundheit
Darmgesundheit im Fokus der Forschung
Die Darmgesundheit gewinnt zunehmend an Bedeutung, da immer mehr Forschungsergebnisse auf die Wechselwirkungen zwischen Darmgesundheit und allgemeiner Gesundheit hinweisen. Wie funktioniert der Darm also, wenn er so viel Einfluss auf unseren Körper hat?
Funktionen des Darms
Der Darm mit seinen vielen Funktionen fungiert, wenn er intakt ist, als Multitalent. Es beginnt bei der Verdauung und Nährstoffaufnahme: Eine gut arbeitende Verdauung funktioniert nur wenn der Darm gesund ist. Nur so können aus verzehrten Nahrungsmitteln Energie und Vitalstoffe für den Körper aufbereitet werden. Wichtige Nährstoffe sind beispielsweise Vitamine und Mineralstoffe. Bei gesunder Ernährung und Darmfunktion bekommt der Körper alles, was er braucht, um energiegeladen den Alltag zu meistern.
Der Darm und das Immunsystem
Der Darm triggert aber auch unser Immunsystem. Er ist zu 80 % an wichtigen Abwehrmechanismen beteiligt, so dass die Redewendung „Gesundheit beginnt im Darm“ durchaus berechtigt ist. Dabei besteht das Immunsystem im Darm aus einem Netzwerk von Zellen, Geweben und Molekülen, das vor schädlichen Mikroorganismen schützt und dabei gleichzeitig nützliche Bakterien toleriert. Der Darm nimmt damit eine zentrale Rolle bei der Regulierung der Immunantworten im gesamten Körper ein. Wenn hier Funktionsstörungen vorliegen, können verschiedene Krankheiten auftreten, beispielsweise entzündliche Darmerkrankungen, Autoimmunreaktionen oder aber auch einfach nur belastende Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Darmbarriere und Immunität
Die im Darm angesiedelten Immunzellen werden von der Darmflora (Darm-Mikrobiom), der Schleimschicht (Mukusschicht) und den Darmwandzellen unterstützt. Die Gesamtheit dieser schützenden Schichten wird unter dem Begriff Darmbarriere zusammengefasst.
Die wichtigsten Darmfunktionen auf einen Blick
Darmflora und Immunsystem
Die Darmflora, auch als Darmmikrobiom bezeichnet, spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Regulierung des Immunsystems im Darm. Sie besteht aus vielen nützlichen Bakterien, die die Entwicklung von Immunzellen unterstützen, aber auch gegen schädliche Bakterien ankämpfen. Dabei variiert die Darmflora von Person zu Person. Sie ist individuell wie Ihr Fingerabdruck und wird durch unsere Gene, unsere Geburt, unsere Ernährung, Umweltfaktoren, Antibiotikabelastung und Medikamente mitbestimmt.
Jeder Mensch hat eine individuelle Darmflora!
Ihre Darmflora hat eine enge Beziehung zu Ihnen. Die Vielzahl der vorhandenen Bakterien richten sich nach Ihren Bedürfnissen und Ihrer Lebensweise aus. Deshalb ist eine ausgewogene Ernährung so wichtig, um ein gesundes Mikrobiom zu fördern. Wer beispielsweise überwiegend Fast Food isst, braucht bevorzugt Bakterien, die für die Verdauung von industriell geförderter Nahrung wichtig sind. Andere Bakterien, die nicht mehr oder nur selten benötigt werden, bilden sich dann zurück. Das Gleiche passiert bei anderen einseitigen Ernährungsformen, beispielsweise bei bestimmten Diäten oder einer veganen Lebensweise. Daraus kann es zu einem Ungleichgewicht in der Darmflora kommen. Im ungünstigsten Fall fehlen dann wichtige Bakterien, beispielsweise solche, die wichtige Nährstoffe herstellen können. Als Faustregel gilt: je ausgewogener die Darmflora, je größer die Vielzahl der vorhandenen Darmbakterien, desto besser die Darmgesundheit. Dann funktioniert auch die vor Krankheitserregern schützende Schleimhautbarriere (Darmwandbarriere) besser, ebenso wie ein gesunder Stoffwechsel, der neben der Gesundheit auch Einfluss auf das Körpergewicht nimmt.
Entzündungen bei gestörter Darmfunktion
Wir können es nicht verhindern, dass krankmachende Bakterien in unseren Magen-Darmtrakt gelangen. Diese können uns aber deutlich schlechter krank machen, wenn wir eine gesunde Darmbarriere haben. Ist das nicht der Fall und weist die Darmbarriere „Löcher“ auf, können die ungesunden Keime in den Körper gelangen und ggf. Entzündungen bzw. Infektionen auslösen. Die erhöhte Durchlässigkeit des Darms bezeichnet man als „Leaky-Gut-Syndrom“. Hier sollte man schnellstmöglich gegensteuern, um chronische Entzündungsreaktionen zu vermeiden.
Produktion von Neurotransmittern
Der Darm produziert eine Reihe von Botenstoffen (Neurotransmitter), die das Nervensystem beeinflussen und sich auf die Stimmung und das Verhalten auswirken. Die Darm-Hirn-Achse ermöglicht eine Kommunikation zwischen dem Darm und dem Gehirn, die sich auf die psychische Gesundheit und unser Wohlbefinden auswirken kann.
Botenstoffe die im Darm produziert werden
- Serotonin wird auch als Glückshormon bezeichnet und wirkt stimmungsaufhellend. Zudem fördert dieser Botenstoff auch die Darmtätigkeit.
- Tryptophan gilt als Vorstufe von Serotonin und unterstützt die Bildung von Serotonin.
- Melatonin ist als Schlafhormon wichtig für Regenerationsprozesse in der Schlafphase.
- GABA (Gamma-Aminobuttersäure) beruhigt und entspannt Körper und Geist.
- Peptid YY ist ein Sättigungshormon. Wird dieser Botenstoff ausgeschüttet, weiß das Gehirn, dass wir satt sind. Peptid YY ist auch wichtig zur Bewältigung von Stress.
Hormonregulation
Der Darm beeinflusst die Regulation von Hormonen, einschließlich Hormonen, die den Appetit und den Stoffwechsel kontrollieren. Eine gestörte Darmgesundheit kann sich daher auf das Körpergewicht und den Energiehaushalt auswirken. So kann beispielsweise der Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel negativ beeinflusst werden.
Ausscheidung von Giftstoffen
Der Darm spielt eine Rolle bei der Entgiftung des Körpers, indem er ebenso wie die Niere Giftstoffe und schädliche Substanzen ausscheidet.
Zahlen und Fakten zum Darm
Der Darm ist ein faszinierendes und komplexes Organ, dessen Bedeutung oft unterschätzt wird. Hier sind einige beeindruckende Zahlen und Fakten, die seine Wichtigkeit unterstreichen:
Größe und Oberfläche
Der Darm ist bis zu 8 m lang und hat ausgebreitet eine Oberfläche von bis zu 500 m². Zum Vergleich: Das ist mehr als die Hälfte eines Handballfeldes, das ganze Feld hat 800 m². Er ist das größte Organ im Körper.
Mikrobiom
Der Darm wird von bis zu 100 Billionen Mikroorganismen bewohnt. 98% davon sind Bakterien, 2% sind Pilze, Viren oder Einzeller (Archaea). 100 Billionen = 10¹⁴ = 1 00 000 000 000 000.
Bakteriendichte
1 Gramm Stuhl weist mehr Bakterien auf, als Menschen auf der Erde leben.
1 Gramm Stuhl beinhaltet mehr als 8 Milliarden Bakterien.
Immunsystem
Rund 80 % des Immunsystems befinden sich im Darm. Eine gesunde Darmflora ist daher von großer Bedeutung für die Stärkung der Immunabwehr.
Bauchhirn
Das Bauchhirn im Darm besteht aus Nervenfasern, die Infos ans Gehirn senden und vom Gehirn empfangen. 90 % der Nervenfasern leiten Infos vom Darm zum Gehirn, 10 % empfangen Infos vom Gehirn im Darm.
Serotoninproduktion
Nahezu 95 % des „Glückshormons“ Serotonin werden im Darm produziert.
Darm-Hirn-Achse
Die Darm-Hirn-Achse nimmt mit 100 Millionen Nervenzellen Einfluss auf unsere Psyche und damit auch auf unsere Stimmung.
Quelle: www.digestio.de
Fazit Darmgesundheit
Durch diese komplexen Mechanismen kann der Darm eine Vielzahl von Gesundheitsaspekten beeinflussen. Eine effektive Immunabwehr, eine gute Verdauung, ein ausgewogenes Gewichtsmanagement, der Erhalt oder das Wiedererlangen der psychischen Gesundheit sowie das Vermeiden von Entzündungsreaktionen im Körper sind Beispiele dafür. Deshalb sind eine gesunde Darmflora und Darmgesundheit von großer Bedeutung, um die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden zu unterstützen. Die körpereigene Darmflora reagiert sehr dynamisch und richtet sich in ihrer Zusammensetzung nach den Ansprüchen, die durch die Ernährung bestimmt werden. So können unausgewogene Ernährung und ungesunder Lebensstil, schädliche Umweltbedingungen oder Medikamente für Dysbalancen sorgen. Gesunde Ernährung, ausreichende Ballaststoffzufuhr und gegebenenfalls die Zufuhr spezieller ernährungsphysiologischer Stoffe können dies dagegen ausgleichen.